VG18 - anspruchsvolle Wanderung über 2 Tage
Wanderung durch das Schluchtgebiet des Unteren Val Grande - eine eindrucksvolle, einst vom Menschen intensiv genutzte, doch mittlerweile völlig verwilderte Landschaft. Geisterdörfer, verfallenen Weinhänge, hunderte Kilometer Trockenmauern. Eine der geschichtsträchtigsten Routen der Gegend, bei der uns die ungestörte Rückkehr der Natur wie kaum an einem anderen Ort vor Augen geführt wird. Dazu folgen wir der 20 Kilometer langen Schlucht des Rio Val Grande bis fast zur Hälfte - weiter hinein geht es nicht.
Ausgangspunkt: Rovegro
Zunächst überschreiten wir den wilden Tobel mit Hilfe einer alten Bogenbrücke. Bei entsprechendem Wasserstand stürzen hier zahlreiche Wasserfälle in die Tiefe (Titelbild des Val-Grande-Buches). Weiter wandern wir auf einem uralten Maultierpfad, immer entlang des Torrente San Bernardino, der einige Meter unter uns tobt. Dabei passieren wir das ein oder andere oftmals verfallene Maiensäß. Zeugnisse einer untergegangenen Kultur.
Nach einiger Zeit erreichen wir den Zusammenfluss von Rio Pogallo und Rio Val Grande. Einer der beeindruckensten Orte des Nationalparks! Vor vielen Generationen wurden hier schwindelerregende Treppen und Brücken konstruiert, die noch heute das Überqueren der Tobel ermöglichen.
Es folgt der einzige ernstzunehmende Aufstieg des Tages, der uns jedoch auf vergessene "Abwege" führt. Nach den ersten Serpentinen, die weiter hinauf nach Cicogna ziehen, verlassen wir den offiziell ausgeschilderten Weg und begehen eine auf den aktuellen Karten nicht mehr verzeichnete Verbindung nach Montuzzo. Hier schufen die Bauern einst kühne Konstruktionen aus Trockenmauern, um die Abgründe der Schlucht sicher zu passieren. Kühe passen hier heute nicht mehr durch, doch für Zweibeiner ist es nach wie vor kein Problem - wenn man den Weg kennt und eine gewisse Portion Schwindelfreiheit mitbringt...
Nachdem wir uns einige Zeit am Hang entlang geschlängelt haben, erreichen wir nach einem letzten steilen Anstieg das Geisterdorf Montuzzo. Heute kann man sich nur noch schwer vorstellen, wie hier einst das Leben pulsierte. Große Weiden, Kastanienhaine, Weinreben, terrassierte Hänge. Und nun nur noch Wald und Ruinen.
Weiter geht es hinein ins Val Grande, immer im Auf und Ab über die terrassierten Hänge (im Ganzen gibt es allein im Unteren Val Grande 300 Kilometer Trockenmauern), durch Schluchten und vorbei an Köhlerplätzen.
Ein paar ausgesetztere Stellen sind hier mit Ketten versichert.
Letztlich erreichen wir Velina, eine ehemalige Alp, die als eine der letzten aufgegeben wurde. Noch bis in die 1970er-Jahre hinein trieben Älpler aus Rovegro ihr Vieh herauf. Doch ganz ausgestorben ist der Weiler nicht. In Velina-Baserga hat ein Einheimischer, der dort seinen vorgezogenen Ruhestand verbringt, eine kleine Anlage mit einer Übernachtungsgelegenheit aufgebaut. Dort quartieren wir uns für die Nacht ein und erleben die typisch italienische Gastfreundschaft!
Am Abend unternehmen wir noch einen kleinen Ausflug zu den "Tre Veline", den drei voneinander getrennten Siedlungen. Es gibt viel zu bewundern: alte, noch immer tragende Weinreben, einen uralten Ziehbrunnen (der einzige im Val Grande), eindrucksvolle Mauerkonstruktionen und fantastische Blicke in die tiefe Schlucht.
Der zweite Tag bringt uns zunächst hinab zum Rio Val Grande. Ihn überqueren wir über die einzige Brücke weit und breit. Auch hier erhalten wir faszinierende Einblicke in den tosenden Tobel.
Nun geht es in einem quasi ununterbrochenen Aufstieg hinauf auf den Panoramaberg Monte Faiè. Dabei passieren wir die riesige Corte Buè, ebenfalls praktisch vollständig verfallen. Dieser Platz bietet die beste Aussicht in die Schlucht, man blickt bis weit ins Obere Val Grande hinein.
Im weiteren Verlauf des Aufstiegs kommen wir an etlichen geschichtlichen Höhepunkten vorbei, so zum Beispiel die Ruinen der einstigen Seilbahnen, die vor einhundert Jahren viele Tonnen Brennholz aus dem Val Grande heraus schafften.
Auf dem Gipfel schließlich genießen wir den umfassenden Blick auf den Lago Maggiore, Lago di Mergozzo, Lago d'Orta, Mailand, Po-Ebene und, bei klarer Sicht, bis zum Apennin.
Es folgt der Abstieg nach Rovegro und schließlich die letzte Schluchtüberschreitung auf einer kunstvollen Bogenbrücke, der Ponte Romano. Bei entsprechendem Wasserstand stürzen hier zahlreiche Wasserfälle in den tiefen Tobel.
Eine schöne Möglichkeit, die Runde auf drei Tage auszudehnen, besteht bei einer weiteren Übernachtung in Buè. Da der Abschnitt von Velina nach Buè etwas kurz ist, wird die Route umgestellt. Sie nimmt sämtliche oben beschriebene Höhepunkte mit - und hat noch mehr in petto...
Rückkehr am Abend.
Höhendifferenzen:
1. Tag: + 820m, - 510m
2. Tag: + 950m, - 1260m
beste Jahreszeit: meist ganzjährig möglich
Leistungen:
-Transfer ab Domodossola, Verbania und innerhalb des Val d'Ossola; andere Orte auf Anfrage (max. 4 Personen)
-Führung wie beschrieben
-Verpflegung: Brotzeit, Müsli-/Schokoriegel, Abendessen (Suppe, Pasta/Risotto, Nachtisch), Frühstück (Müsli, Kaffee, Tee)
-Übernachtung in der einfachen Unterkunft von Velina
maximale Teilnehmerzahl 5 Personen