VG14 - mittelschwere Wanderung über 4 Tage
Die sogenannte Klassische Durchquerung des Oberen Val Grande ist die einzige Möglichkeit, den abgeschiedenen Kessel auf nicht allzu anspruchsvollen Wegen zu durchqueren. Dennoch müssen auch hier, wie immer im Val Grande, ordentliche Höhendifferenzen bewältigt und ein schwerer Rucksack mitgetragen werden. Die Mühen werden belohnt: auf den Wanderer warten viele unvergessliche Naturerlebnisse, da auch diese Route gespickt ist mit zahlreichen Höhepunkten des Nationalparks.
Bei dieser im Vergleich zur normalen Klassischen Durchquerung um einen Tag längeren Variante können wir sogar noch mehr davon einbauen. Wir nähern uns dem Park durch ein kaum besuchtes Seitental an, besteigen zwei fantastische Panoramagipfel (fakultativ) und übernachten in einigen der schönsten Biwakhütten des Parks.
Ausgangspunkt: Re
Am ersten Tag wartet die lange, aber relativ bequeme Wanderung durch ein wenig bekanntes Seitental zum nördlichen Eingang des Parks auf uns. Wir starten im Valle Vigezzo und folgen einem schmalen, doch gut erhaltenen Pfad, der uns durch Buchenwälder und vorbei an vielen verfallenen Höfen bis in einen malerischen Kessel am Ende des Tals bringt. Dort befindet sich ein kleines Hüttchen, in das wir uns für die erste Nacht einquartieren. Nebenan gibt es sogar noch die Möglichkeit, in einen der azurblauen Töpfe des Wildbachs zu springen.
Am nächsten Tag wird es dann gleich steil: auf einem wilden Steig winden wir uns durch die Nordflanke des Cimone di Cortechiuso hinauf bis zur gleichnamigen Alp, bei der sich ebenfalls eine kleine Unterkunft befindet, und weiter bis zum Eingang ins eigentliche Val Grande. Vom Pass haben wir die Möglichkeit, ohne Gepäck einen herrlichen Aussichtsgipfel zu besteigen. Der Pfad hinauf ist etwas ausgesetzt und nur für trittsichere Wanderer geeignet, daher kann jeder vor Ort entscheiden, ob er dessen Besteigung wagt. Denn auch vom Pass ist der Blick grandios: der komplette Kessel des Oberen Val Grande, den es nun zu durchqueren gilt, liegt uns zu Füßen, und dahinter thronen die Walliser Viertausender.
Über einen kleinen Bergsee, an dem eine Marmorader hervortritt (siehe Tour Lago di Marmo) steigen wir zur Alpe Scaredi ab und begeben uns von dort in den von der Außenwelt abgeschnittenen Kessel. Anfangs ist der Abstieg noch recht steil und verläuft auf einem eher schmalen Pfad, doch schon bald flacht das Gelände aus und die Route wird angenehmer zu begehen. Nun wartet ein Höhepunkt nach dem anderen auf uns: ein herrlicher türkisblauer Badetopf, ein Wasserfall über moosbewachsene Felsen, wild romantische Wälder unterbrochen von langsam vergandenden Alpweiden.
So schlängeln wir uns immer weiter hinab in den Kessel, den wir schließlich bei der Hüttenanlage von In la Piana erreicht haben. Vorher müssen wir uns noch über eine wackelige Hängebrücke wagen.
In eines der hübsch renovierten Häuser quartieren wir uns ein. Wem am Abend noch der Sinn nach einem Bad im kalten Wildbach steht, dem zeige ich gerne das größte Naturbecken des Parks, das etwas versteckt nur fünf Minuten entfernt ist.
Der dritte Tag beginnt mit einem kurzen Anstieg, der uns um eine Kuppe herum ins größte Seitental des Val Grande bringt. Um ins Val Gabbio zu gelangen, müssen wir einige leicht ausgesetzte Passagen überwinden (der Weg bleibt jedoch gut angelegt) und wieder steiler zur nächsten Brücke absteigen. Auf ihr überqueren wir den nächsten großen Wildbach und machen uns schließlich an den langen Aufstieg zum Südportal des Parks.
Unzählige Serpentinen bringen uns zu einem kleinen Sattel im Wald, an dem wir Überreste der einstigen intensiven Bewirtschaftung des Val Grande vorfinden. Hier kam nicht nur eine Transportseilbahn vorbei, es gab sogar einen kleinen Gemischtwarenhandel. Tatsächlich befinden wir uns auf einer einstigen "Strada Comunale", von der allerdings nur noch eine schmale Pfadspur übrig geblieben ist. Auf dieser queren wir ins eindrucksvolle Val Serena, wo wir den Wald verlassen und uns in einem Amphitheater aus Felstürmen und Wasserfällen wiederfinden.
Von der großen Weide der Alpe Serena erblicken wir in weiter Ferne Scaredi und das am vorigen Tag durchschrittene Val Portaiola sowie unser nächstes Ziel, das Bivacco Colma. Es thront in schwindelnder Höhe über uns. Also mobilisieren wir unsere Kräfte und machen uns an den steilen Aufstieg. Oben angekommen, quartieren wir uns in die hübsche Hütte ein und genießen erneut ein spektakuläres Panorama, insbesondere auf den Monte Rosa.
Auch heute haben wir noch die Gelegenheit, einen grandiosen Gipfel zu besteigen. Der Pizzo Proman ist in ungefähr anderthalb Stunden auf einem teilweise recht ausgesetzten Weg zu erreichen. Eine Besteigung lohnt sich, doch auch hier kann man wieder individuell entscheiden, ob man lieber in der Hütte bleibt und den Nachmittag genießt oder die Herausforderung des Gipfels annimmt.
Am letzten Tag schließlich gilt es nur noch abzusteigen. Allerdings handelt es sich um lange 1500 Höhenmeter. Mit vielen Pausen und in aller Ruhe dennoch gut zu bewältigen. Auch heute erleben wir nochmals einige schöne Flecken Erde, unter anderem die pittoresken Maiensäße von Motta und La Piana und das aussichtsreich gelegene Kirchlein von Lut. Hier erblicken wir bereits unser Ziel, den noch weit unter uns liegenen Bahnhof von Premosello.
Zum Glück müssen wir nicht der langen Straße folgen, sondern wandern auf einem eher unbekannten Weglein bis direkt in die Ortschaft hinein.
Rückkehr am Nachmittag.
Höhendifferenzen:
1. Tag: + 820m, - 80m
2. Tag: + 740m, - 1190m (mit Gipfel + 860m, - 1310m)
3. Tag: + 950m, - 170m (mit Gipfel 1400m, - 620m)
4. Tag: + 50m, - 1560m
beste Jahreszeit: Mai bis Oktober
Leistungen:
-Zugfahrt Domodossola-Re und Premosello-Domodossola
-Führung wie beschrieben
-Verpflegung: Brotzeit, Müsli-/Schokoriegel, drei warme Mahlzeiten (Suppe, Pasta/Risotto, Nachtisch), Frühstück (Müsli, Kaffee, Tee)
-Übernachtung in den einfachen Unterkünften von Vou, In la Piana und Colma
maximale Teilnehmerzahl 4 Personen